Die Niedersächsische Kultusministerin Julia Willie Hamburg wendet sich mit einem Schreiben an Eltern sowie Erziehungsberechtigte und greift in dem Schreiben mehrere ihr wichtige Anliegen auf.
Das Schreiben wurde durch uns bereits per IServ an die Eltern sowie Erziehungsberechtigte unserer Schülerinnen und Schüler verteilt.
„Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,
jetzt stehen die Osterferien vor der Tür und die neue Landesregierung ist gut 100 Tage im Amt. Gerne würde ich Sie über die neuesten Entwicklungen der letzten Wochen informieren. Das Thema Fachkräftemangel ist die größte Herausforderung in der Bildungspolitik für die kommenden Jahre. Deshalb haben wir direkt angefangen, an diesem Thema intensiv zu arbeiten – denn ich bin der Überzeugung, wir müssen die Auswirkungen des Mangels aktiv gestalten. Am 13. März fand deshalb ein großes Dialogforum zum Thema Lösungen im Umgang mit dem Fachkräftemangel statt. Hierbei haben wir insbesondere auch die Sicherung von Bildungsqualität und die Ergebnisse des IQB-Bildungstrends in den Blick genommen. Das Forum war davon geprägt, gemeinsam praxistaugliche Lösungen zu entwickeln und Fehlentwicklungen sowie Problemfelder systematisch zu sammeln. Der Austausch war sehr inspirierend und Folgetreffen zum Auswerten der Ergebnisse wurden verabredet. Ich möchte mich bei allen Beteiligten herzlich dafür bedanken, dass sie mit vielen Ideen die Veranstaltung bereichert haben. Jetzt geht es um die schrittweise Umsetzung der Ergebnisse, denn zur Lösung des Fachkräftemangels wirkt nicht nur eine Maßnahme, sondern viele kleine zusammen. Umso wichtiger, diese zu ergreifen und Handlungssicherheit im Umgang mit fehlenden Fachkräften vor Ort zu schaffen. Den ersten Teil der Veranstaltung haben wir für Sie dokumentiert – Sie können ihn Online nachsehen. Natürlich arbeiten wir parallel bereits an diversen Maßnahmen, um bereits jetzt dem Fachkräftemangel zu begegnen. So etwa an der Umsetzung von A13, der Einstellung zusätzlichen Personals für nichtbesetzte Lehrendenstellen und bald startet zudem die Möglichkeit einer berufsbegleitenden Qualifizierung für Quereinsteigende in Kooperation mit einigen Universitäten in Niedersachsen.
Ich wurde vielfach gefragt, wie es weitergeht mit den Stellen aus dem „Startklar“-Programm. Viele Eltern berichten, dass die Beschäftigung der engagierten Menschen den Schulen sehr hilft. Insbesondere auch durch die Aufnahme vieler Geflüchteter aus der Ukraine ist die Notwendigkeit der Folgebeschäftigung gegeben. Deshalb freue ich mich, dass ich mitteilen kann, dass wir über verschiedene Wege eine Weiterführung der Personalmaßnahmen erst einmal für dieses Jahr erreichen konnten. Für den regulären Haushalt 2024 streben wir dann eine weitergehende Lösung an. Die Herausforderungen werden absehbar hoch bleiben und über jede motivierte pädagogische Fach- und Unterstützungskraft freuen wir uns und wollen sie im System Schule halten!
Die Maßnahmen mit Blick auf das Corona-Virus sind durch eine hohe Impfquote und Immunisierung mittlerweile weitestgehend verschwunden. Insofern werden wir auch an Schulen den nächsten Schritt zu mehr Normalität gehen. Schwangere Lehrerinnen werden ab dem 17.4. wieder unterrichten und es bedarf hierfür nur niedrigschwelliger Schutzmaßnahmen. Einen entsprechenden Erlass werden die Schulen in Kürze erhalten. Viele Lehrerinnen haben ihrem Bedürfnis weiter unterrichten zu dürfen, Ausdruck verliehen. Gemeinsam mit der Gewerbeaufsicht wurde nun ein guter sowie praxistauglicher Weg zwischen Gesundheitsschutz und Beschäftigungsmöglichkeit gefunden.
Mit der Bereitstellung neuer Laptops für die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine setzen wir einen weiteren unterstützenden Baustein um. Es ist uns gelungen, hierfür zusätzliche Gelder in Höhe von fünf Millionen Euro zu erwirken. Damit wollen wir sicherstellen, dass möglichst viele Schülerinnen und Schüler digitale Lernangebote nutzen können. Für die ukrainischen Schülerinnen und Schüler ist dies auch relevant, um an den Bildungsangeboten ihres Heimatlandes teilnehmen zu können.
Zurzeit in aller Munde ist ChatGPT. KI wird Schulen verändern. Je früher man sich mit den Chancen und Risiken auseinandersetzt, desto besser kommt man vor die Lage und gestaltet im Sinne der Chancen für Schule und Unterricht selbst. In diesem Sinne hat das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) bereits Ende vergangenen Jahres – kurz nach der Veröffentlichung von ChatGPT – erste Fortbildungen dazu angeboten und hält diese weiter vor. Wir werden bei dem Thema auf Augenhöhe mit den Entwicklungen bleiben und unser Angebot stets aktuell halten.
Mit dem Nachtragshaushalt stärken wir die überbetriebliche Lehrlingsunterweisung sowie die überbetrieblichen Berufsbildungsstätten. Mit der Aufstockung der Landesmittel ist es uns gelungen, im Bereich der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung die Mittel um 3,9 Millionen Euro zu erhöhen sowie bei den überbetrieblichen Berufsbildungsstätten sogar um 8,2 Millionen Euro. Damit stärken wir eine qualitätsvolle Ausbildung insbesondere auch in der Fläche – das ist zentral, um den Jugendlichen beste Zukunftschancen zu geben und den Betrieben bei der Fachkräftegewinnung zu helfen, denn der Mangel ist branchenübergreifend zur größten, existenziellen Herausforderung geworden.
Sie sehen: Es geht voran und es bleibt viel tun. Dabei lassen sich Probleme und Herausforderungen nicht mit Fingerschnippen oder markigen Sprüchen lösen, das geht nur mit Sachlichkeit, Fachlichkeit, Hartnäckigkeit und Dialog. Natürlich sind diese Punkte nur ein Ausschnitt – viele weitere Themen stehen auf der Agenda. Über Ihre Hinweise aus den Schulen und Ihre Ideen etwas zu verbessern, freue ich mich sehr. Einblicke von vor Ort machen unsere Arbeit besser. In diesem Sinne werde ich auch weiterhin alles daran setzen, zu schrittweisen aber nachhaltigen Verbesserungen zu kommen.
Liebe Grüße
Julia Willie Hamburg
Niedersächsische Kultusministerin„